Professor Reynard, Sie und Ihr Team forschen an der Universität Lausanne über die sogenannte Multifunktionalität der alpinen Wasserkraftinfrastruktur. Was genau ist darunter zu verstehen?
Die meisten Staudämme in der Schweiz wurden für einen einzigen Zweck gebaut: die Energieerzeugung. Bei der Vergabe der Konzessionen wurden einige alte Wassernutzungen geschützt, wie zum Beispiel die Bewässerung von Wiesen im Wallis. Im Laufe der Zeit wurden die Stauseen um weitere Nutzungen ergänzt, etwa für die Trinkwasserversorgung oder die Produktion von Kunstschnee. Die Staudämme wurden auch in Hochwasserschutzkonzepte integriert. In anderen Fällen, etwa bei Kletteranlagen an der Staumauer, geht es um die Nutzung der Infrastruktur und nicht um das Wasser selbst. Wir untersuchen die Multifunktionalität von alpinen Staudämmen aus verschiedenen Blickwinkeln: die Geschichte der Mehrfachnutzung von Wasser, die Wahrnehmung der Rolle von Wasser und Energie durch die verschiedenen Akteursgruppen sowie die institutionellen Aspekte des multifunktionalen Wassermanagements, insbesondere die Rolle von Konzessionen im multifunktionalen Wassermanagement.