Wasserkraftwerk Flumenthal, neues Gewässer für den Fischaufstieg

Wasserkraftwerk Flumenthal, neues Gewässer für den Fischaufstieg

Der 50 Jahre alte Fischpass beim Kraftwerk Flumenthal genügt den Anforderungen an die Fischwanderung nicht mehr. Alpiq Hydro Aare AG ersetzt den Fischpass durch ein 480 m langes Umgehungsgewässer. Die Bauarbeiten sollen bis Ende Oktober 2024 abgeschlossen sein und der Fischpass im Frühjahr 2025 offiziell eingeweiht werden.

Das Wasserkraftwerk Flumenthal wurde 1970 mit drei horizontalen Rohrturbinen in Betrieb genommen und verarbeitet bei voller Leistung rund 386 m³ Wasser pro Sekunde. Die Leistung der drei Maschinen beläuft sich auf 25 MW und die durchschnittliche Jahresproduktion beträgt rund 146 Mio. kWh Strom. 
Nach dem Bau des Kraftwerks konnten die Fische die Höhendifferenz zwischen Ober- und Unterwasser in einem sogenannten Beckenpass überwinden. Dieser erfüllt die heutigen Anforderungen an die Fischwanderung nicht mehr, weshalb die Alpiq Hydro Aare AG voraussichtlich Ende Oktober 2024 eine komplett neue Fischaufstiegsanlage in Form eines Umgehungsgewässers in Betrieb nehmen kann.

Wer ist die Alpiq Hydro Aare AG?

Alpiq Hydro Aare AG ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Alpiq. Sie ist Eigentümerin und Betreiberin der drei Flusskraftwerke Flumenthal, Ruppoldingen und Gösgen an der Aare im Kanton Solothurn.

Die wichtigen Elemente des Umgehungsgewässers

a. Einlaufbauwerk

b. Naturnahes Fliessgewässer

c. Raugerinne

d. Schlitzpass und Mündungsbauwerk mit Dotierturbine

e. Sammelkanal

Neues Gewässer verbessert Fischaufstieg

Fische und andere Lebewesen können den Höhenunterschied zwischen dem Oberwasser und dem Unterwasser von rund 8 Metern ab Ende Oktober 2024 in einem weitgehend naturnahen Fliessgewässer überwinden. Dieses besteht aus drei Teilen, einem natürlichen Gewässer mit Stromschnellen, einer längeren Rampe mit Blocksteinen, Querriegeln und einzelnen Becken in Form eines Raugerinnes sowie dem beckenartigen und aus Beton gefertigten Schlitzpass bei der Mündung. Durch die Fischaufstiegsanlage fliessen abhängig vom Wasserdargebot der Aare durchschnittlich 3 bis 5 m³ Wasser pro Sekunde.
Das Einlaufbauwerk liegt in der Gemeinde Riedholz unmittelbar unterhalb der Brücke der Kantonsstrasse über die Aare. Das Bauwerk reguliert die Wassermenge und passt sie dem Aarepegel im Oberwasser an. 
Das naturnahe Fliessgewässer zwischen Einlaufbauwerk und Kraftwerk wird für grössere Abflussmengen als das anschliessende Raugerinne ausgelegt und bietet zusätzlich zur aquatischen Durchgängigkeit einen vielfältigen Lebensraum für die Gewässerfauna. 
Das Raugerinne erstreckt sind von der Zufahrtsstrasse zum Kraftwerk bis zum Unterwasser. In diesem Raugerinne überwinden die Fische einen Grossteil der Höhendifferenz zwischen Ober- und Unterwasser. 
Damit die Fischaufstiegsanlage bei unterschiedlichen Pegelständen der Aare funktioniert, wird der unterste Abschnitt bei der Mündung als Schlitzpass ausgeführt. Der Anschluss ans Unterwasser erfolgt unmittelbar unterhalb des Turbinenauslaufs parallel zur Strömung. Die Ufermauer wird dazu unterhalb der Mündung abgetragen (Sohlanschluss) und durch eine neue Betonmauer ersetzt. Zur Stärkung der Leitströmung wird ein zusätzlicher Abfluss aus dem Oberwasser über eine Rohrleitung zu einer Dotierturbine geleitet und in das Mündungsbecken abgegeben.
Unmittelbar ans Kraftwerk angeschlossen verläuft ein Sammelkanal. Dieser schafft zwei zusätzliche Einstiege in die Fischaufstiegsanlage auf beiden Seiten des Mittelpfeilers des Stauwehrs im Unterwasser.

Verlegung Wanderweg und alternative Parkplätze

Während der Bauarbeiten für die neue Fischaufstiegsanlage muss der Wanderweg auf der Nordseite des Kraftwerks auf das Trottoir der Kantonsstrasse verlegt werden (siehe Bild Tafel). Der Wanderweg auf der Südseite entlang des Golfplatzes kann uneingeschränkt benutzt werden. 
Die auf dem Vorplatz des Kraftwerks liegenden, öffentlichen Parkplätze fallen weg, weil der Vorplatz durch die Fischaufstiegsanlage stark verkleinert wird. Alternative Parkplätze stehen am südlichen Ufer bei der Aarebrücke zur Verfügung.

 

 

Zeitplan

Zurzeit erfolgen noch die Stahlbauarbeiten (Geländer, Wartungsstege,…), sowie die Arbeiten rund um den Sammelkanal und die Restarbeiten bei der Gestaltung des Geländes. Weiter läuft parallel dazu noch die Inbetriebnahme der Anlage.

Kosten der Fischaufstiegsanlage

Die Alpiq Hydro Aare AG investiert für den Bau der Fischaufstiegsanlage insgesamt rund 16 Mio. Franken. Allerdings vergütet der Bund die Kosten aus dem Netzzuschlagsfonds, womit die Sanierung des Fischaufstiegs beim Kraftwerk Flumenthal über den Strompreis durch alle Stromkonsumentinnen und -konsumenten bezahlt wird. 

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Weshalb genügt der bestehende Fischaufstieg nicht mehr?

Die Funktion des 1970 in Betrieb genommenen Fischpasses wurde von der Fischaufstiegskontrolle im Jahr 2005 als ungenügend bewertet. Die negative Bewertung ergab sich im Wesentlichen aus der bei Kontrollen festgestellten, sehr geringen Zahl an kleinen und schwächeren Fischarten und der somit selektiven Wirkung der Anlage.

Deshalb verfügte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) 2016:

  • Die bestehende Fischaufstiegshilfe weist diverse Mängel auf und genügt den aktuellen Anforderungen nicht. Sie ist damit sanierungspflichtig.
  • Um die Aufwärtswanderung nach dem Stand der Technik zu gewährleisten, muss der Fischaufstieg umfassend saniert beziehungsweise neu angelegt werden.
  • Im Vordergrund steht eine möglichst naturnahe Fischaufstiegshilfe (Umgehungsgewässer), welche auch lachsgängig ist.

Kann der alte Fischpass nicht einfach saniert werden?

Dieser Punkt wurde natürlich untersucht und den Neubauvarianten gegenübergestellt. Wir untersuchten diese vier Varianten: 
1. Optimierung der bestehenden Fischaufstiegsanlage
2. Neubau einer technischen Fischaufstiegsanlage (Schlitzpass aus Betonelementen) 
3. Neubau einer naturnahen, kurzen Fischaufstiegsanlage
4. Neubau eines naturnahen Umgehungsgewässers, bei dem zusätzlich zum Fischaufstieg neuer Lebensraum und Laichhabitate geschaffen werden.

Der alte Fischpass kann wegen seines engen Kanals nicht an die heutigen Anforderungen der Fischwanderung angepasst werden. Es bräuchte mehr Raum für grössere Becken mit geringerem Gefälle pro Stufe.
In Abstimmung mit den Fach- und Genehmigungsbehörden der Kantone Solothurn und Bern wurde die Variante 4 als bevorzugte Variante gewählt. Dies aufgrund der wesentlich höheren positiven Auswirkungen auf den angrenzenden Fliessgewässerabschnitt der Aare, den terrestrischen Lebensraum sowie auf das Landschaftsbild. Das Vorprojekt wurde mit den kantonalen Behörden abgestimmt. Anschliessend reichte es Alpiq entsprechend dem Verfahrensablauf beim Bundesamt für Umwelt ein.

Wird es wieder Parkplätze beim Kraftwerk geben?

Leider entfallen die öffentlichen Parkplätze auf dem Vorplatz des Kraftwerks komplett. Auf dem Vorplatz kommt der naturnahe Beckenfischpass zu liegen. Alternative Parkplätze stehen am südlichen Ufer bei der Aarebrücke zur Verfügung.

Gibt es am neuen Gewässer Badestellen und Grillplätze?

Nein. Das neue Fliessgewässer ist ausschliesslich für die bedrohten Lebewesen in der Aare bestimmt. Nur schon die Annäherung von Personen an das offene Gewässer vertreibt die scheuen Tiere; das neue Gewässer soll ein natürlicher und geschützter Lebensraum sein.